Arbeit in der Höhe (AiH) ist jede Tätigkeit, die auf der Baustelle über dem Boden ausgeführt wird und bei der für den Arbeiter die Gefahr besteht, dass er aus einer Höhe abstürzt, die eine Verletzung verursachen kann. Die Unfallrate von AiH ist in Kolumbien und Deutschland nicht die höchste, aber die tödlichste (DGUV, 2020; FASECOLDA, 2020), vor allem im Bausektor sind Auszubildende durch Arbeiten auf hohen Arbeitsplätzen oder Plattformen (Hu et al., 2011; Rubio-Romero et al., 2013) echten Gefahren ausgesetzt (Jeelani et al., 2020). 

Eine wichtige Präventionsmaßnahme ist die Sicherheitsqualifizierung (Burke et al., 2006), die in Deutschland (Arbeitsstättenverordnung vom 12. August 2004) und in Kolumbien (Resolution 1409 - 2012) für alle Arbeiter, die eine Tätigkeit in einer Höhe über einem Meter ausführen müssen, verpflichtend ist. Die meisten Schulungen für AiH beinhalten einen theoretischen und praktischen Teil. Sie werden jedoch als passiv angesehen, wenn die Inhalte ausschließlich auf Wissenserwerb oder Wissenserweiterung ohne praktische Elemente abzielen (Burke et al., 2006). Praktische Inhalte im Feld gelten als gefährlich, da sie mit realen Gefahren verbunden sind (Jeelani et al., 2020). Eine Alternative, die sowohl praxisnah und realistisch als auch sicher sein kann, ist ViStra, ein Sicherheitstraining für Arbeiten in der Höhe unter Verwendung von virtueller Realität. 

ViStra richtet sich an Personen, die in der Höhe arbeiten und die konventionelle Ausbildung erweitern möchten. Das Ziel dieses Trainings ist es, die Qualifizierung gefährdeter Beschäftigter in Bezug auf Wissen, Verhalten und Einstellungen (WVE, engl. KSA) zu verbessern. Es besteht aus zwei Modulen: der virtuellen Lernplattform, einer geführten praktischen Demonstration und problemorientiertem Lernen mit Feedback; und dem Serious Game, einem szenariobasierten Lernen. 

Das Projekt ViStra wurde vom Institut für Arbeitsschutz (IFA) der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) und der Unfallversicherung Suramericana (ARL-SURA) in Kolumbien im Rahmen einer gemeinsamen Kooperation initiiert. Im Rahmen des Projekts finanziert die DGUV ein Promotionsstipendium an der Ruhr-Universität Bochum (RUB). Neben der RUB (Lehrstuhl für Arbeits- und Organisationspsychologie) und dem IFA wirken die School of Engineering der Pontificia Universidad Javeriana in Kolumbien und der Lehrstuhl für Mensch-Computer-Interaktion (HCI) der Universität Trier an dem Projekt mit. Außerdem planen das deutsche Ausbildungszentrum ABS Safety GmbH und die kolumbianische nationale Sicherheits-Ausbildungsbehörde SENA, dem Projekt als Praxispartner beizutreten, um ViStra in ihren Einrichtungen zu testen. Alle zusammen - Unternehmen, Hochschulen und Ausbildungszentren - haben sich einem gemeinsamen Ziel verschrieben: die Sicherheit von Arbeitsplätzen in der Höhe zu verbessern.

Momentan befindet sich das Projekt in der Entwicklungsphase der virtuellen Umgebungen.